Ein "Gipfeltreffen der Tanzmoderne" TanzRaumBerlin
Beide Tanzzyklen werden von dem Berliner Tänzer Nils Freyer interpretiert. Musikalisch begleitet wird er dabei von der Pianistin Ulrike Buschendorf und von dem Schlagzeuger Marco Philipp.
Der Tanzzyklus "Afectos humanos", 1961/62 von Dore Hoyer choreografiert, wird nun erstmalig mit den "Bach-Präludien" von Marianne Vogelsang aus den Jahren 1971 bis 1973 zur Aufführung gebracht. Beide Rekonstruktionen wurden vom TANZFONDS ERBE – einer Initiative der Bundeskulturstiftung gefördert. Die Einstudierung der "Bach-Präludien" hat der Dresdner Tänzer Manfred Schnelle übernommen. Für die Einstudierung der "Afectos humanos" konnte die Tänzerin und Choreografin Susanne Linke gewonnen werden.
"Die Tänze von Marianne Vogelsang sind überaus klar in ihrer Gestaltung, aber deshalb keineswegs ohne tiefe Emotion. Die Tänze von Dore Hoyer dagegen sind von herausragender Expressivität, aber deshalb nicht ohne klare Gestaltung. Marianne Vogelsang und Dore Hoyer kannten sich und ihre jeweilige Andersartigkeit und schätzten diese gegenseitig sehr." Prof. Dr. Ralf Stabel
Kommende Veranstaltungstermine:
Mittwoch, 04. Nov. 2020, 22.00 – 23.30 Uhr
Donnerstag, 05. Nov. 2020, 22.00 – 23.30 Uhr
Einführung: Prof. Dr. Ralf Stabel
euro-scene Leipzig
Schaubühne Lindenfels, Karl-Heine-Straße 50, 04229 Leipzig
Festivalkasse im Englandladen
Telefon: +49 (0) 341-215 49 35
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Projektbericht
Veröffentlichung im Magazin TanzRaumBerlin, Ausgabe März/April 2018
Volkmar Draeger, Tanzjournalist
Leidenschaft für den Modernen Tanz und seine ProtagonistInnen bewog den Tanzhistoriker Ralf Stabel, an der von ihm geleiteten Staatlichen Ballettschule Berlin die Rekonstruktion zweier choreografischer Zyklen zu initiieren. Nun sind Marianne Vogelsangs "Präludien" und Dore Hoyers "Afectos Humanos" erstmals gemeinsam zu sehen. Volkmar Draeger stellt das Projekt und seine Hintergründe vor. Ralf Stabel schickt ein persönliches Grußwort mit.
Berlin geht wenig sorgsam mit seiner Tanzgeschichte um. Die Spuren von Mary Wigman, Tatjana Gsovsky, Gerhard Bohner, Tom Schilling verwehen zunehmend. Umso erfreulicher, dass sich an unerwartetem Ort ein künstlerisches Zusammentreffen zweier Choreografinnen anbahnt, die auf verschiedene Weise mit der deutschen Hauptstadt verknüpft sind. Initialzünder ist der Tanzhistoriker Ralf Stabel, dessen Forschungsinteresse den deutschen Ausdruckstanz einbezieht, wie Bücher über die Tänzer und Choreografen Gret Palucca und Alexander von Swaine bezeugen. Dass Stabel an einer Publikation über Marianne Vogelsang schreibt, war Auslöser für ein Tanzprojekt. Mit Unterstützung des Tanzfonds Erbe konnte es ab 2016 an der Staatlichen Ballettschule Berlin realisiert werden: die Rekonstruktion zweier Zyklen von Marianne Vogelsang und Dore Hoyer.
Feuer gefangen hat dafür nach anfänglicher Skepsis Nils Freyer, Absolvent der Staatlichen Ballettschule, der die Tänze einstudierte. Ungewöhnlich ist es allemal, wenn ein klassisch geschulter Tänzer seine Neigung für ein einst "modernes", im Tanztheater aufgehobenes Genre entdeckt. Dabei ging es um nicht weniger als die Rekonstruktion eines der großen Zyklen des ausdruckstänzerischen Erbes: Marianne Vogelsangs "Fünf Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S. Bach". Entstanden waren sie bis 1973, dem Jahr ihres Todes, und übereignet ihrem damaligen Schüler Manfred Schnelle, der sie lange aufführte und später mit verschiedenen Interpretinnen einstudierte.
Nun wieder ein junger Mann im Part des Verkünders letzter Dinge. Um sie dreht sich jener Zyklus, den die schwerkranke Choreografin ihrem Sterben abrang. Dass die "Präludien" auch für Schnelle sein Vermächtnis werden sollten, ist ein trauriger Zufall: Kurz vor Ende der Probenserie mit Nils Freyer in Dresden verstarb Schnelle 80-jährig. Den Feinschliff gab dem Zyklus dessen einstige Interpretin Michaela Isabel Fünfhausen in den Räumen der Staatlichen Ballettschule Berlin und in der von Schnelle fixierten Endfassung: Vogelsangs Präludien tanzt Freyer ab dem fünften Präludium nochmals rückläufig, damit sich ein Kreis vom Ende zurück zum Anfang schließt – ein Lebenskreis. Nach der Premiere im Societaetstheater Dresden 2016 hatten die "Präludien" mittlerweile viele Vorstellungen, bis hin zu einem Gastspiel in Brasilien.
Um ein abendfüllendes Programm zu schaffen, empfahl Ralf Stabel 2017 einen weiteren Zyklus, die "Afectos humanos" von Dore Hoyer, eine Darstellung der menschlichen Leidenschaften Eitelkeit, Begierde, Hass, Angst und Liebe. Auch deren Einstudierung förderte der Tanzfonds Erbe, wieder mit Nils Freyer als Tänzer und Ulrike Buschendorf als Pianistin sowie Marco Philipp am Schlagzeug. Für die Übertragung konnte Susanne Linke gewonnen werden. Auf sie selbst als Interpretin folgten Arila Siegert, Michaela Isabel Fünfhausen, jüngst Renate Graziadei – und mit Nils Freyer erstmals ein männlicher Tänzer. Linke sieht das gelassen: "Wir arbeiten so originalgetreu wie möglich, doch letztlich müssen die Tänze mit Nils zu tun haben, wie er als junger Mann von heute sie versteht." Sie lobt seine gute klassische Basis: "Hoyer tanzte das weniger elegant." Unter ihrer Kappe habe sie ausgesprochen androgyn gewirkt, das sei Legitimation auch für einen männlichen Tänzer: "Gefühle sind nicht auf ein Geschlecht begrenzt."
Nun werden beide Solo-Zyklen an einem Abend gezeigt, eine physische Herausforderung für den Tänzer und ein historisches Unikat, obgleich Vogelsang und Hoyer einander kannten und schätzten, Ende der 1920er gar gemeinsam auftraten. Auch ihre biografischen Eckdaten ähneln sich: Beide wurden in Dresden geboren, Hoyer 1911, Vogelsang 1912; beide waren Schülerinnen bei Gret Palucca; beide wirkten auch in Berlin, wo Hoyer 1967, Vogelsang 1973 starb. Hoyer hatte 1957 in Wigmans Berliner "Sacre"-Inszenierung die Auserwählte getanzt, war hier 1959 choreografische Mitarbeiterin bei Schönbergs "Moses und Aaron". Vogelsang führte ab 1950/51 in Weißensee ihre eigene Schule, die in der staatlichen Fachschule für Tanz aufging. Bis zur Auflösung 1958 im Zuge der Realismus-Debatte leitete sie dort die Abteilung für modernen Tanz, wo auch Manfred Schnelle ihr Schüler war.
Die "Präludien", erzählt Ralf Stabel, wurden bereits in der Nazi-Ära begonnen, als Verweigerung gegen "völkische" Erwartungen an die Kunst. Bei ihrer Vollendung in der DDR unterlief Vogelsang wiederum öffentliche Vorgaben, indem sie dem Realismus-Diktat strikte Form entgegensetzte. Kunst im Kontext der Zeit. Im Mai kehrt Vogelsangs Erbe im Neubau an der Erich-Weinert-Straße, fast ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung, an ihre einstige Wirkungsstätte zurück. "Vogelsang meets Hoyer" wird im Mai an der Akademie der Künste zu sehen sein.
Zwei Zyklen der Tanzmoderne an der Staatlichen Ballettschule Berlin
Ralf Stabel, Leiter der Staatlichen Ballettschule Berlin
Als Tanzhistoriker versuche ich, die Geschichte des Tanzes in Büchern, Filmen oder Ausstellungen lebendig darzustellen. Seit ich in den 1980er Jahren Marianne Vogelsangs "Präludien" und die "Afectos humanos" von Dore Hoyer gesehen habe, bin ich ganz begeistert von diesen herausragenden Zeugnissen der klassischen Tanzmoderne aus Deutschland.
Das Interessante an dem aktuellen Solotanz-Programm mit Nils Freyer ist einerseits, dass diese beiden Tanzzyklen bisher noch nie an einem Abend hintereinander zu sehen waren und dass beide Kompositionen, von Johann Sebastian Bach und von Dimitri Wiatowitsch, live gespielt werden. Andererseits finde ich es bemerkenswert, dass es ein junger Tänzer ist, der diese beiden von Frauen entworfenen Choreografien interpretiert.
Das Publikum kann nun zwei wesentliche Seiten des modernen Tanzes aus Deutschland kennenlernen und miteinander vergleichen. Die Tänze von Marianne Vogelsang sind überaus klar in ihrer Gestaltung, aber deshalb keineswegs ohne tiefe Emotion. Die Tänze von Dore Hoyer dagegen sind von herausragender Expressivität, aber deshalb nicht ohne klare Gestaltung. Ich bin mir sicher, dass das Publikum diese dankenswerterweise vom Tanzfonds Erbe unterstützte Rekonstruktionsarbeit in möglichst vielen Aufführungen im In- und Ausland schätzen und anerkennen wird. Tanz – auch vergangener – ist eben nur erlebbar im Prozess der Aufführung. "Vogelsang meets Hoyer" ist ein bemerkenswertes "Gipfeltreffen der Tanzmoderne aus Deutschland".
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